Traumatherapie mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung)

Ein Trauma ist die Folge eines entsetzlichen Erlebnisses oder einer länger andauernden psychischen Belastung, die der betreffende Mensch nicht verarbeiten kann. EMDR ist eine effektive und zeitsparende psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Traumafolgestörungen im Rahmen einer Psychotherapie. Die Methode ist deshalb schonend, weil es nicht nötig ist, dass der betroffene Mensch die traumatische Erfahrung vollständig und im Detail wiedergeben muss.

Die klare Struktur von EMDR ermöglicht es, die Erfahrung zu verarbeiten, die das Gehirn des betroffenen Menschen bisher nicht verarbeiten konnte und deshalb Symptome entstanden sind. Wie bei jeder Form der Psychotherapie, ist die vertrauensvolle therapeutische Beziehung die Basis, auf der die Methode wirken kann. Mit viel Einfühlungsvermögen wird für den betroffenen Menschen so lange an einem sicheren Rahmen gearbeitet, bis sie / er das O.k. gibt für die Konfrontation mit einem einzelnen inneren Bild zu der Erfahrung, um die es geht.

Zur geschützten Verarbeitung traumatischer Einzelerlebnisse oder länger andauernder traumatisch wirkender Lebenserfahrungen hat Dr. Francine Shapiro in den 1990er Jahren die psychotherapeutische Methode des EMDR entwickelt. Ich gebe Ihnen einen Einblick in die acht Phasen der EMDR-Methode. Bitte beachten Sie, dass die sehr technisch wirkende Auflistung nur das Gerüst der Therapie wiedergeben kann:

Die acht Phasen der Traumatherapie mit EMDR:

  1. Phase: Anamnese und Behandlungsplan. In der ersten Phase lernen wir uns kennen und sprechen über Ihre Vorgeschichte. Sie benennen kurz das Problem, warum Sie kommen. Es ist nicht nötig, das Erlebnis ausführlich zu schildern. Nach der Diagnostik besprechen wir den Behandlungsplan.
  2. Phase: Stabilisierung und Vorbereitung. Einüben von Stabilisierungstechniken und Vorbereitung auf die EMDR-Intervention. Die EMDR-Intervention wird erst dann angewendet, wenn Sie sich stabil genug fühlen und sicher in der selbstständigen Anwendung von Stabilisierungstechniken sind. Ich informiere Sie über den genauen Ablauf der EMDR-Intervention und wir vereinbaren ein Stopp-Zeichen, über das Sie später die Intervention jederzeit unterbrechen können. Wir probieren aus, welche Form von bilateraler Stimulation für Sie am angenehmsten ist (Augenbewegungen oder z.B. Tapping).
  3. Phase: Fokusfindung auf mehreren Ebenen und Bewertung der Belastung. In der Erinnerung an das derzeitige Problem, formulieren Sie einen wichtigen Gedanken dazu (z.B. ich bin schwach), ein passendes Bild, das die Erinnerung repräsentiert, die dazugehörige Emotion (z.B. Angst) und Körperempfindung (z.B. Herzklopfen). Sie bewerten anschließend auf einer Skala von 0-10, wie belastet Sie sich dadurch im Moment fühlen (0 bedeutet, das macht mir jetzt nichts mehr aus, 10 bedeutet, das ist das Schlimmste, woran ich denken kann). Sie formulieren einen positiven Gedanken, den Sie anstreben (z.B. ich bin stark) und geben wieder über eine Bewertungsskala an, wie stark dieser Gedanke im Moment auf Sie zutrifft.
  4. Phase: Bilaterale Stimulation durch Augenbewegungen und Verarbeitung. Wir wiederholen das Stopp-Zeichen aus der 2. Phase und Ihre bevorzugte Stabilisierungstechnik mit dem Sie die Verarbeitung jederzeit unterbrechen können. Sind Sie bereit, bitte ich Sie, mit dem Bild der Erinnerung in Kontakt zu treten. Während Sie daran denken, führe ich in kurzen Sequenzen von ca. 30 Sekunden die bilaterale Stimulation durch Augenbewegungen oder Tapping durch. Nach jeder Sequenz wird gestoppt, ich werde Sie fragen, was gerade passiert oder was Sie gerade wahrnehmen. Durch die Anwesenheit einer Therapeutin und die Wirkung der bilateralen Stimulation passiert etwas anderes als sonst, wenn Sie an das traumatische Ereignis denken. Die 4. Phase kann über eine oder mehrere Sitzungen laufen, je nachdem, wie komplex das derzeitige Problem ist, bis Ihre Belastung auf den Wert 0 zurückgegangen ist.
  5. Phase: Verankerung. In dieser Phase gehen Sie zurück und betrachten nochmals den positiven Gedanken, den Sie in der 3. Phase formuliert hatten (z.B. ich bin stark) und erspüren, wie stimmig er nun für Sie ist. Das positive Ergebnis wird durch Augenbewegungen oder Tapping verstärkt.
  6. Phase: Körpertest. Sie konzentrieren sich nochmals auf die Erinnerung und erforschen ihren ganzen Körper, ob sie noch unruhige Stellen spüren.
  7. Phase: Abschluss. Wenn der Körpertest ergibt, dass noch eine vegetative Unruhe vorhanden ist, wird auch dieser Rest mittels bilateraler Stimulation verarbeitet. Erst dann wird die Behandlung beendet.
  8. Befragung nach etwa einer Woche, wie die Erinnerung jetzt wirkt und was in der vergangenen Woche passiert ist. Erst dann weiß man sicher, dass keine Rest an Belastung mehr besteht, der in diesem Fall nachverarbeitet wird.